Lehm als Baumaterial
Lehm wurde seit Jahrhunderten in der ganzen Welt als Baumaterial benutzt. In unserer Umgebung wurde der Lehm als Baumaterial noch vor kurzer Zeit als veraltet und überholt betrachtet und durch verschiedenste "moderne" Materialien, obwohl diese wesentlich schlechtere Eigenschaften hatten, ersetzt. Zur Zeit wird ungebrannter Lehm als vollwertige Alternative zu konventionellen Materialien genommen. Lehmmaterialien haben ihren Platz vor allem bei ökologischen und energiearmen Bauten.
Lehmputz
Lehmputz kann beliebig mit sonstigen Naturmaterialien wie Schilf, Stein und Holz kombiniert werden. Materialien sind nicht aggressiv und erfüllen alle ökologischen und gesundheitlichen Kriterien. Beim Mischen wird die Schleimhaut nicht gereizt, sie stinken nicht – im Gegenteil, sie riechen schön, vor allem die mit Kräuterbeimischungen. Bei unbeabsichtigter Verunreinigung der Fensterscheiben oder Holzkonstruktionen hinterlassen sie, im Unterschied zum Kalk- und Zementputz, keine Spuren und können leicht entfernt werden.
Grober Lehmputz, ähnlich wie Kalk- und Zementputz, dient zur Begradigung der Unterlage. Er wird gewöhnlich in einer Tiefe von 15-25 mm auf beinahe jegliche Unterlage aufgetragen. Bei saugfähigen Unterlagen, wie z.B. gebrannte und ungebrannte Ziegel, wird der Putz direkt auf die Unterlage, welche vorher mit Voranstrich behandelt wurde, aufgetragen. Bei nicht saugfähigen oder glatten ( Glattbeton) Unterlagen muss die Unterlage vorher durch Zementsprühung aufgerauht werden. Bei Holzunterlagen ( Bretter, OSB – Platten) wird dir Befestigung mechanisch durch Schilfmatte oder durch Holzrost aus Latten 20×20 mm, auf welchen der Putz aufgefangen wird, ausgeführt.
Der Putz kann manuell oder maschinell aufgetragen werden. Bei stärkeren Schichten (20-30 mm) ist am besten Lehmputz mit Stroh- oder Hanffaserzusatz. Dieser Putz ist auch für problematische Unterlagen (Unterlagen vermischt mit Gemäuer, Holzunteralgen) geeignet, wo es dank der Anwesenheit organischer Faser zur Beschränkung der Rissbildung kommt.
Feinputz wird auf vollkommen trockenen Grobputz aufgetragen. Feinputz wird meistens aus Lehm und Sand mit Korngrösse 1-2 mm hergestellt. Mancher Feinputz beinhaltet auch Faser zur Vermeidung der Rissbildung. Sie werden in einer Tiefe 2 bis 6 mm in einer oder zwei Schichten appliziert. In erster Schicht kann auch die Armierung eingearbeitet werden. Die Feinputzoberfläche wird durch Filz nachbehandelt. Solche Oberfläche muss nicht weiter behandelt und kann mit Kasein- oder Kalkfarben angestrichen werden. Solche Anstriche haben hohe Dampfdurchgängigkeit und beeinträchtigen in keiner Weise die Fähigkeit vom Putz zur Regulierung der Feuchtigkeit.
Lehmziegel und Lehmplatte
Lehmziegel haben sich vor allem in Holzbauten und in Häusern mit zwingendem Luftaustausch, wo sie deutlich zur Stabilisierung der Innenumgebung (Wärme und Luftfeuchtigkeit) beitragen, bewährt. Sie werden meistens zum Bau nicht tragbarer Innenwände verwendet. Sie werden genauso wie die gebrannten Ziegel verarbeitet nur mit dem Unterschied, dass an einem Tag höchstens 7 Reihen – ca. 1 m Wandhöhe – gemauert werden können. Dies ist durch das langsame Trocknen des Mauerlehms verursacht, welcher auf Grund hoher Belastung deformiert werden bzw. den Einsturz der Wand verursachen könnte. Nach dem Austrocknen und Aushärten des Lehms können die Arbeiten ohne weiterer Probleme fortgesetzt werden. So gemauerte Wand kann anschliessend durch Fein- und Groblehmputz in einer Dicke von 15-20 mm verputzt werden.
Lehmplatten sind ein neues Baumaterial. Sie werden mit einem geringen Sandanteil hergestellt und können dadurch die Innenraumfeuchtigkeit sehr gut regulieren. Sie werden in Dicken 20 bis 50 mm gefertigt. Platten werden direkt auf Holzrost oder Einschübe aus Holz oder OSB – Platten montiert. Sie sind für Decken, schräge Scheindecken, Wände oder zur Bildung von Trennwänden geeignet. Auf so entstandene Oberfläche wird eine dünne Schicht des Lehmputzes mit Armierung aufgetragen und einen Tag danach kann der Putz angestrichen werden. Dieses Material ist vor allem für Holzbauten und überall dort, wo schnell gebaut werden muss, geeignet.
Vorteile vom Lehmputz
- Durchlässigkeit
- Fähigkeit der Wärmeakkumulation
- Gefühl der Wärmebehaglichkeit
- ausgezeichnete Schallisolierungseigenschaften
- Feuchtigkeitsregulation
- 100% recyclingfähig
- leicht beschaffbare Ausgangsrohstoffe
Nutzung des Lehms im Bauwesen
- Tragwände aus Lehmziegeln
- Feind- und Groblehmputz
- Füllungsmaterial, Trennwände
- Lehmboden
- nicht tragbare Akkumulationswände
- Bindematerial
- Ofenbau – verschieden Ofentypen